Samstag, 26. September 2009

Litija - Postojna



Am nächsten Morgen ging's weiter Richtung Laibach, zuerst noch im Morgendunst, dann bald wieder unter der Sonne. Berufsverkehr, Lkw; Busse. Schließlich ein Schild, das die Weiterfahrt auf der Straße für Radfahrer untersagte. Man wurde auf eine kleine Straße geleitet, die – mit Radroutenzeichen versehen – durch die schmalen, sich streckenden Vororte und in den Rand der Stadt führte; eigentlich schön zu fahren, aber leider auch mit vielen - den Verkehr zum langsamen Fahren anhaltenden - Schwellen, an denen herunter zu bremsen war. Dann befand ich mich im Straßenwirrwarr Ljubljanas mit all dem, was einem das Radfahren verleiden kann: Industrie- und Dienstleistungsbrachen, miese Radwege, Hektik, Staub; ein Kollege, der einige Zeit in der Stadt gelebt hatte, hatte mich davor gewarnt.


Am hellen Vormittag war die Innenstadt erreicht, im Schritttempo mischte ich mich unter die Touristen und rollte die Straßen und Plätze beidseits des Flusses hoch und runter. Ein anderer Reiseradler kam mir radschiebend entgegen, ignorierte mich aber. Dann eben keinen Gruß (und auch bei der zweiten Begegnung nicht). Pause in einem Café, zwei Fotos, Cappuccino, Cola. Ganz hübsch alles, aber ich fand keinen rechten Grund, hier den restlichen Tag zu verbringen. Also wollte ich weiter.


Noch einmal ein kurzes Hin und Her, dann auf sowas wie eine Ausfallstraße: wieder Schilder, die das Radfahren verboten, stattdessen ein nerviger Radweg auf einem Bürgersteig, der ab und an in einen Parkstreifen mündete, und zwei Mal sollte man ganz von der Straße weg durch Wohnblöcke kreuzen (bis auf dem Bürgersteig wieder irgendwie Platz war?). Eine Autobahnunterführung: hier traf ich den grußlosen Reiseradler wieder, seine Karte studierend. Nun sprach er mich an, nach Postojna wolle er, ob er auf dem richtigen Weg sei? Und hielt mir seine Karte vor's Gesicht. Ich deutete auf mein GPS-Gerät und antwortete, dass dieses das behaupten würde, denn ich wolle auch Richtung Postojna. Aha, dann weiter, ich begann den Radweg zunehmend zu ignorieren, einige Male überholten wir uns noch gegenseitig, und schließlich – jetzt wohl sicher, dass alles stimmte – zog er davon.

Einige Kilometer ging's nun reizlos parallel zur Autobahn, in Vrhnika trennten sich beide Straßen, und hinter dem Ort eine ansteigende Kurve; also musste nach der weitgehend flachen Etappe heute wieder geklettert werden. Auf die nun eigentlich angesagte Mittagspause verzichtete ich, ich hatte ja schon die Rast in Ljubljana, aber – wie ich dann später feststellen musste – war das dann wohl ein Fehler, denn ich kurbelte mich so in einen ziemlichen Tiefpunkt hinein, der mich schließlich an der Erreichbarkeit meines (zu ehrgeizigen?) Reiseziels zweifeln ließ.

Zuerst ging's auf einen Abweg, eine am heimischen PC herausgesuchte Abkürzung führte steil auf einen Hügel und dann in Schotter; der war mir nicht geheuer, so dann wieder runter. Nun im untersten Geschwindigkeitsbereich die breite Straße hoch: nicht wirklich steil, aber lang lang ansteigend und nur selten Schatten und langweilig, mühselig wurde mir das, sehr mühselig: das war genau die Art von Steigung, die ich am allerwenigsten mochte. Ein italienisches Pärchen, das mich unter Zurufen überholt hatte, lockte mich zu einer kurzen Pause, sie waren die Drau aufwärts gefahren und wollten jetzt zurück nach Italien. Ich traf sie bis kurz vor Postojna immer mal wieder: sie fuhren zwar schneller als ich, hielten dafür aber öfters an.

Hinter Logatec begann dann den schönere Teil der Etappe, wegführend von der Hauptstraße, auf schmaleren Wegen, bald verflachend, dann absteigend, durch Dörfer und zwischen Wiesen. Ich traf auf eine Radfahrertruppe, die mit Begleitfahrzeugen unterwegs war: Tour durch Slowenien, stand da drauf, und erreichte schließlich den Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: weiter auf meiner Route, da aber dann wie am Tage zuvor riskierend nur schwer oder nur spät (oder möglicherweise keine) Übernachtungsmöglichkeiten zu finden – oder besser sicher nach Postojna. Ich entschied mich für letzteres; da war aber noch ein Berg zu nehmen, das konnte ich an den Serpentinen auf meinem GPS erkennen. Wasser sollte ich auffüllen, klar, und mich vielleicht noch mal irgendwo in ein Café setzen. Das einzige Café aber war besetzt von der Radfaherertruppe, nochmal anhalten, prüfen, okay, dann zum Berg. Und das Wasser? Noch ein weiteres Dorf, Abzweig, hier übernachten? Da gab's wohl nichts. Wasser? Fehlanzeige. Jemand fragen? Keine Traute. Einen halben Liter hatte ich noch, das wird doch wohl reichen, ist doch nicht mehr weit.

Aber schön war das dann: Serpentinen hoch mag ich ja, wenn es denn Ausblicke gibt, (und die gab es). So ging alles gut: am Nachmittag war ich am Ziel, fuhr auf das erstbeste Hotel zu: ein Sporthotel, teuer, aber mit 10%-Ökorabatt für Radreisende. Na dann. Der Ort selber hat nichts, man fährt da wohl nur wegen der Tropfsteinhöhle hin – auf die hatte ich aber keine Lust, als Kind war ich da auch schon mal, das musste nicht wiederholt werden. Abendessen in einem großen Speisesaal, dessen beste Zeiten schon ein wenig her sein mochten: Säulen in der Mitte, Pflanzen und brusthohe Paravents zwischen je zwei Tischen; da sah man nur Haare und Stirn; aus den Fenstern Ausblick auf den Parkplatz. Ich saß am Katzentisch, am Nebentisch ein Gothic-Pärchen, österreichischer Akzent, sie quengelt sich die Speisekarte rauf und runter, ihm ist das alles ein wenig peinlich.

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